Lebenslauf

von

Hans Schaarwaechter 1941

Ich bin am 22. Februar 1901 in Wuppertal-Barmen geboren. Bis zu meinem vierzehnten Lebensjahre besuchte ich die Elementarschule und verließ sie mit dem Prädikat “sehr gut“ für sämtliche Fächer. Der Familientradition entsprechend wurde Ich zunächst, Kaufmann, dann verließ ich mit 21 Jahren diesen Beruf und widmete mich nun für mein ganzes ferneres Leben dem künstlerischen Studium in seinen verschiedenen Zweigen: der Schwerpunkt lag auf der deutschen Theaterliteratur, der Theaterpraxis und ihren Beziehungen zur spanischen, italienischen, französischen, russischen und englischen Theaterwelt.

Ich begann mit gründlich vorbereiteten Reisen, die mich zuerst für acht Monate nach der klassischen Stätte Weimar führten. Dort sind auch meine Anfänge als Prosaschriftsteller - meine erste Erzählung erschien in der Weimarischen Landeszeitung. Ich bekam Kontakt mit dem literarischen Kreise Lienhard-Wachler, ging 1922 mit letzterem für die Sommerspielzeit als künstlerischer Berater nach den Freilichtspielen auf der Roßtrappe bei Thale im Harz. Ein Jahr später (1923) holte mich Intendant Dr. Legband an die Vereinigten Stadttheater Wuppertal, wo ich bereits nach kurzer Zeit Rollen wie den Schwedischen Hauptmann im Wallensteln und Shakespeare's Le Beau mit starkem Erfolg spielte. Doch blieb ich noch nicht, bei der Bühne, sondern ging meinen mir vorgezeichneten Weg weiter. Das nächste Ziel war (1925) Spanien, dessen klassisches Theater mich von jeher am stärksten interessiert hatte. Aus Spanien schrieb ich die im Düsseldorfer “Mittag“ erschienene große Artikelserie des Sonderberichterstatters H. Sch. Zurückgekehrt, widmete ich ein Jahr (1926) der Kunststadt München, wo mich die verschiedenen Bühnen als ständigen, aufmerksamen Beobachter sahen und wo mein erstes dramatisches Eigenschaffen begann.

Durch mein journalistisches Schaffen aufmerksam geworden, verpflichtete mich nun (1927-31) die Düsseldorfer bekannte Tageszeitung “Der Mittag“ als Berichterstatter. Ich war Schauspielberichterstatter im Düsseldorfer Schauspielhaus und in anderen rheinischen Theatern, leitete aber gleichzeitig künstlerische Beilagen und die “Rheinische Illustrierte Zeitung“, wobei ich reiche praktische Erfahrungen im Werbewesen sammelte. Privat waren diese Jahre einem vertieften Eindringen in deutsche und ausländische Literatur — vorwiegend dramatische Literatur! - ­gewidmet, auch inszenierte ich daamals im Duisburger Operettentheater den “Froschkönig“ und einige Einakter. Nach dieser Düsseldorfer Tätigkeit breitete ich mein Wissen um die weltbewegenden künstlerischen Dinge wie Theater und Kunst durch immer weiter führende Reisen aus, indem ich (1933-38) Italien, Schweiz, Jugoslawien, Griechenland, England und erneut Spanien zu Studienzwecken bereiste. In Italien z. B. war ich insgesamt zwei Jahre und kenne die meisten italienischen Schauspielensembles und ihren Stil. Ich spreche und schreibe italienisch und französisch. Im Hinblick auf praktische Bühnenbild- und Kostümkunde waren die genannten Reisen, wie auch meine letzten Studienreisen nach ital. Nordafrika, Ägypten, Palestina, Syrien, Türkei und Bulgarien von hohem Wert. Danach begann — nach einem kurzen Gastspiel im Berliner Kabarett der Komiker und im Münchner Simpl als Vortragender eigener Brettldichtungen — die künstlerisch Ernte meines Lebens. Es erschien als Bühnenbuch (1939) meine erste Komödie “Petra und das Modell“. Ein halbes Jahr später erfolge die erfolgreiche Uraufführung im Landestheater Schneidemühl. Weiter erschien 1940 das rheinische Volksstück “Die Weinkomödie“ in Zusammenarbeit mit dem Berliner Verlagsdramaturgen Kurt Arnold Goetz. Dieses Stück erlebte seine Uraufführung mit betontem Presseerfolg vor einem Monat in den Stadttheatern Mönchengladbach-Rheydt;. In Kürze erscheint in München meine neue Komödie “Der Heuchler“ [“Brembeck“] als Bühnenbuch, im Sommer endlich eine heitere Liebesgeschichte in Leipzig.

Da ich die letzten beiden Jahre ausschließlich dem dramatischen Schaffen gewidmet habe, ist die Reihe meiner fertigen Stücke damit noch nicht erschöpft. Es wurden fertig: “Das Hochzeitsbett von Kos“ und “Der Max“, Lustspiele, die in den Dramaturgien der deutschen Theater bereits ihre Fürsprecher gefunden haben.
Soeben bin ich nun im Begriff, für die Zukunft in die praktische Arbeit für das deutsche Theater, das ich leidenschaftlich liebe, einzutreten, wohlgewappnet durch eine fast zwei Jahrzehnte währende Vorbereitungsarbeit auf den einschlägigen Gebieten, wie

Presse- und Werbewesen,
Dramaturgie,
Regie (letztere als Beginner)
und zwar auf dem Posten als
Pressechef und
Dramaturg,
für den Herr Generalintendant Prof. Alexander Spring von den Bühnen der Hansestadt Köln mich vorgesehen hat.

Düsseldorf, 17. März 1941